Von Franz-Günter Runkel
Wie schwer es fällt, Brücken zwischen den Sektoren zu bauen, zeigte der
Gesundheitskongress des Westens in Köln an zwei Beispielen: Honorarordnung und
digitale Transformation. Lagerdenken und organisatorische Zementierung sind
wesentliche Ursachen für den Stillstand im System. Missgunst und eine ausgeprägte
Misstrauenskultur machen Veränderung zum freudlosen Geschäft. Fast erleichtert
skizzierte KBV-Funktionär Dr. Bernhard Rochell in Köln die momentan 19
honorarpolitischen Sondertöpfe zwischen stationärer und ambulanter
Versorgung. Die Bürokraten der ärztlichen Selbstverwaltung sind gar nicht so
begierig auf Veränderung. In komplexen, intransparenten Strukturen, so
scheint es, lassen sich gut Pfründen schützen.
Im „Schneckentempo“, so Klinik-Geschäftsführer Prof. Axel Ekkernkamp,
geht auch die digitale Transformation des Gesundheitswesens voran. Von Big Data
und Medizin 4.0 sind wir meilenweit entfernt. Stattdessen prägen Fax und
FestnetzTelefon die Kommunikation zwischen den Sektoren. Es verwundert
manchmal, dass Versorgungsdokumente nicht per reitendem Boten transportiert
werden. In Kliniken, Praxen und Krankenkassen-Geschäftsstellen hocken zuweilen
Angestellte, Personalräte und Ärzte, die gerne mit Sperrfeuer auf alles
antworten, was nach digitaler Veränderung aussieht. Als ob der Datenschutz eine
Rolle spielte, wenn täglich ungezählte Fax-Blätter mit personenbezogenen Daten
durch die Büros flattern. Das ist nicht mehr als ein billiger Vorwand, um
Reformfeindlichkeit zu kaschieren. Es wird Zeit für frischen Wind im System!
Kaum zu glauben: Vor wenigen Jahren noch ein Schreckgespenst für jeden
Urologen, geben die Arzneimittel-Richtgrößen in Niedersachsen seit Jahresanfang
keinen Grund zur Sorge mehr. Ein großzügiger Budgetrahmen und praktisch
unverwundbare Überschreitungsmargen sorgen im Norden für entspannte Ärztegesichter.
Still und
leise wurde die Novelle der Musterweiterbildungsordnung von der Bundesärztekammer vorangetrieben. Prof. Oliver Hakenberg, Vizepräsident der Deutschen
Gesellschaft für Urologie, ist zufrieden mit dem aktuellen Stand, wenn denn am Ende alles so kommt, wie von Urologen gewünscht. – Man
wird sehen.