Freitag, 28. April 2017

Zeit für frischen digitalen Wind im Gesundheitssystem



Von Franz-Günter Runkel



Wie schwer es fällt, Brücken zwischen den Sektoren zu bauen, zeigte der Gesundheitskongress des Westens in Köln an zwei Beispielen: Honorarordnung und digitale Transformation. Lagerdenken und organisatorische Zementierung sind wesentliche Ursachen für den Stillstand im System. Missgunst und eine ausgeprägte Misstrauenskultur machen Veränderung zum freudlosen Geschäft. Fast erleichtert skizzierte KBV-Funktionär Dr. Bernhard Rochell in Köln die momentan 19 honorar­politischen Sondertöpfe zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Die Bürokraten der ärztlichen Selbstverwaltung sind gar nicht so be­gierig auf Ver­änderung. In komplexen, intransparenten Strukturen, so scheint es, lassen sich gut Pfründen schützen. 

Im „Schneckentempo“, so Klinik-Geschäftsführer Prof. Axel Ekkernkamp, geht auch die digitale Transformation des Gesundheitswesens voran. Von Big Data und Medizin 4.0 sind wir meilenweit entfernt. Stattdessen prägen Fax und Festnetz­Telefon die Kommunikation zwischen den Sektoren. Es verwundert manchmal, dass Versorgungsdokumente nicht per reitendem Boten transportiert werden. In Kliniken, Praxen und Krankenkassen-Geschäftsstellen hocken zuweilen Angestellte, Personalräte und Ärzte, die gerne mit Sperrfeuer auf alles antworten, was nach digitaler Veränderung aussieht. Als ob der Datenschutz eine Rolle spielte, wenn täglich ungezählte Fax-Blätter mit personenbezogenen Daten durch die Büros flattern. Das ist nicht mehr als ein billiger Vorwand, um Reformfeindlichkeit zu kaschieren. Es wird Zeit für frischen Wind im System!

Kaum zu glauben: Vor wenigen Jahren noch ein Schreckgespenst für jeden Urologen, geben die Arzneimittel-Richtgrößen in Niedersachsen seit Jahresanfang keinen Grund zur Sorge mehr. Ein großzügiger Budgetrahmen und praktisch unverwundbare Überschreitungsmargen sorgen im Norden für entspannte Ärztegesichter.

Still und leise wurde die ­Novelle der Musterweiterbildungsordnung von der Bundesärztekammer vorangetrieben. Prof. Oliver Hakenberg, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie, ist zufrieden mit dem aktuellen Stand, wenn denn am Ende alles so kommt, wie von Urologen gewünscht. – Man wird sehen.